Die Feldenkrais-Methode

Musik - eine Leidenschaft die Leiden schafft?

Die folgenden Texte sind in der Broschüre "Was die Feldenkrais-Methode für Musikerinnen und Musiker zu bieten hat" erschienen und erhältlich beim Feldenkrais-Verband Deutschland e.V.

Musik bereitet Freude, weckt Lebensenergie, und man spricht ihr eine heilende Wirkung zu. Für BerufsmusikerInnen ist sie jedoch auch Broterwerb durch Leistung auf höchstem Niveau. Damit einher geht eine hohe Stressbelastung und ein entsprechendes gesundheitliches Risiko.

In den letzten Jahrzehnten erweiterte die Medizin ihr Bemühen um die Diagnostik und Behandlung der "Musikerkrankheiten", wie Versteifungen im Halsbereich und in den Schultern, Rückenschmerzen, Gelenkbeschwerden, fokale Dystonien (Musikerkrampf), Stimmversagen und Angstsyndrome – Diagnosen, die zu Barrieren werden, von denen der Einzelne nicht weiß, ob er sie jemals überwinden wird. Die Musikermedizin beschreibt die Beschwerden als Überlastungsschäden oder "Repetitive Strain Injuries" (wiederholte Anstrengungsverletzungen).

Verschiedene Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass ca. 70 bis 85 Prozent der BerufsmusikerInnen gesundheitliche Einbußen erleiden. In der Bevölkerung sind Erkrankungen ebenso häufig verbreitet. Sie werden jedoch in der Mehrzahl der Berufsgruppen nicht zu einer derartig existenziellen Bedrohung wie in der Gruppe der BerufsmusikerInnen. Längst weiß man auch, dass gesundheitliche Probleme bei MusikerInnen jeden Niveaus auftreten und durchaus kein Indiz für das musikalische Potenzial darstellen.

Vielmehr liegen die Ursachen einerseits in den spezifischen physischen und psychischen Anforderungen des Musikeralltags und andererseits in der Strategie des einzelnen Menschen, diese zu bewältigen. So können Faktoren wie z. B. mangelhafte Arbeitsbedingungen, Lärmbelastung oder Überforderung kompensatorische Muster nach sich ziehen, welche die Qualität der Koordination einschränken. Oft entsteht ein Teufelskreis, der sich durch vermehrtes Üben nicht verbessert.



Jede Diagnose in Wörtern hindert das Gehirn daran, selbständig zu denken. Wenn die Wörter "unheilbar" sagen, so ändert es nichts an der Lage, wenn man "heilbar" sagt. Wenn Sie aber Ihre Sinne gebrauchen, um zu sehen, zu lernen, zu hören, zu berühren, zu spüren, so werden Sie vielleicht etwas Neues herausfinden, das Ihnen zeigen wird, was Sie tun könnten, um zu helfen.
Moshé Feldenkrais

Dies Neue könnte sein, dass man herausfindet, wie die eigenen Gewohnheiten Einfluss auf Schmerzen oder Verkrampfungen haben. Wenn der Mensch einzelne Bereiche des Körpers zu sehr fixiert oder nicht angemessen in den gesamten Bewegungsablauf einbringt, begrenzt er sich. Es können schlichte Erkenntnisse über den Gebrauch der Beine oder des Beckens sein, über deren Verbundenheit mit den Schultern und Armen usw., die den spürbaren Unterschied ausmachen. Erst wenn der Mensch eine leichtere Alternative gefunden hat, kann er wahrnehmen, dass die alte Gewohnheit nur "zweite Wahl" war.